Der Konzert-Aufbau bei C. M. Ziehrer als Kapellmeister der "Hoch- und Deutschmeister" - zum 100. Todestag

Für den Kongress der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Blasmusik (IGEB) 1998 in Banská Bystrica (Slowakei) wurden alle erhaltenen Konzertprogramme der Musik des K. u. K. Infanterie-Regiments Nr. 4 "Hoch- und Deutschmeister" überprüft. Die Ergebnisse dieser Repertoire-Untersuchung sind auch in Alta Musica Bd. 22 (Tutzing 2000) auf den Seiten 31 bis 62 dokumentiert.

 

Anlässlich des 100. Todestages von Carl Michael Ziehrer am 14.11.2022 soll hier der Fokus auf den erfolgreichen und durch viele Beispiele dokumentierten Aufbau seiner Konzertprogramme liegen, der gewisse Regelmäßigkeiten erkennen lässt.

 

Die Auftritte bestanden meist aus 12 bis 16 Nummern, wobei längere Konzerte durch eine Pause in zwei weitgehend gleich gebaute Hälften getrennt waren.

 

Am Beginn eines Konzerts stand immer eine Opern- oder Operetten-Ouvertüre, der manchmal auch ein Marsch voranging. Nach der Ouvertüre kam in jedem Fall ein Walzer, meist von Ziehrer selbst oder von Johann Strauss Sohn bzw. Josef Strauss. Der Platz nach dem Walzer war - ebenfalls mit schöner Regelmäßigkeit - für Opernfragmente reserviert, wobei die Gesangsstimme(n) gerne durch Soloinstrumente ersetzt wurden, auch Opern-Fantasien oder -Potpourris kamen vor.

 

Nach der immer gleichen Beginn "(Marsch) - Ouvertüre - Walzer - Opernfragment" folgten Polka-Mazurka, Polka française, auch Walzer und weitere konzertante Werke in weniger regelmäßiger Form, wobei aber niemals (!) zwei gleichartige Tänze (z. B. zwei Walzer) nacheinander folgten. Den Abschluss eines Konzerts oder eine Konzertteils vor der Pause bildete meist eine Polka schnell, ein Galopp oder ein Marsch.

 

 

Die mit Abstand am häufigsten vorkommende Gattung bei Ziehrers Konzerten war eindeutig der Walzer mit fast einem Viertel aller gespielten Stücke. Was die Komponisten betrifft, stand Carl Michael Ziehrer mit nahezu einem Drittel aller Werke an erster Stelle, die Strauß-Dynastie mit ca. 15 Prozent schon mit deutlichem Abstand dahinter. Bei der Opernliteratur folgte Giuseppe Verdi auf Richard Wagner. Detailliertere Daten sind dem oben genannten Beitrag zu entnehmen, der auch eine Auflistung aller oft gespielten Kompositionen und weitere Infos zu Ziehrers Konzerten bei den „Hoch- und Deutschmeistern“ enthält.

 

Um einen besseren Eindruck von diesen Konzerten zu gewinnen, sei auf die Seite der „Original-Ziehrer-Konzerte“ auf dieser Homepage verwiesen, wo für Spotify und YouTube beispielhaft drei Konzerte in der von Ziehrer verwendeten Abfolge zusammengestellt wurden, die v. a. jene Werke berücksichtigen, die Ziehrer häufig gespielt hat, vorausgesetzt, dass auch Aufnahmen in den Streaming-Diensten davon vorhanden sind.