
Ludwig Schlögel wurde am 4. Mai 1855 in Aussig an der Elbe (Nordböhmen, heute Ústí nad Labem in der Tschechischen Republik) geboren. Das Prager Konservatorium, an dem er seit 1868 Waldhorn studierte, absolvierte er 1873 mit Auszeichnung. Nach verschiedenen Engagements als Erster Hornist war Schlögel ab 1876 Theaterkapellmeister in Marburg/Drau, Frankfurt/Main und Hannover.
Am 15. Juni 1879 wurde Schlögel Militärkapellmeister beim K.u.K. Infanterie-Regiment Nr. 62. Im Oktober 1882 wechselte er zu den „49ern“, die zunächst in Salzburg und ab 1889 in Wien stationiert waren. Im Sommer 1886 lobte der Deutsche Kaiser Wilhelm I., der Schlögel während einer Serenade in Gastein zu sich rufen ließ, die vorzüglichen Darbietungen der Kapelle. Die hervorragenden Leistungen von Ludwig Schlögel wurden wiederholt auch durch Mitglieder des Kaiserhauses gewürdigt, er erhielt hohe in- und ausländische Orden.

Als Marinekapellmeister Karl Czerny am 3. Oktober 1891 plötzlich starb, wählte man Ludwig Schlögel für diese begehrte Position in Pola aus, während der „Marschkönig“ Josef Franz Wagner Schlögels Nachfolger beim Niederösterreichischen Infanterie-Regiment Nr. 49 wurde. Schlögel durfte vom 1. bis zum 15. Juni 1892 bei der internationalen Musik- und Theaterausstellung in Wien konzertieren.
Ludwig Schlögel starb am 15. Jänner 1894 als aktiver „Kapellmeister Seiner Majestät Kriegs-Marine zu Land und zur See“. Sein Nachfolger wurde übrigens der berühmte Bühnenkomponist Franz Lehàr.

Schlögels Kompositionen (mehr als 100 Werke sind nachweisbar, v. a. Märsche und Wiener Tanzmusik) waren früher weit verbreitet und wurden von den Zeitgenossen sehr geschätzt. Sein Streifzug durch sämmtliche Joh. Strauß‘sche Operetten etwa war in den Promenadenkonzerten Ende des 19. Jahrhunderts in Wien ein sehr beliebtes Potpourri, das namentlich auch von den „Hoch- und Deutschmeistern“ unter Carl Michael Ziehrer 1892-93 oft gespielt wurde.
Von seinem Märschen sind heute auch der Prinz Ludwig Marsch (Musikverlag Schwanzer), der Szlankamen-Marsch (Musikverlag Adler) sowie der Turovo-Marsch (Musikverlag Adler) in Neuausgaben erhältlich. Die beiden letztgenannten Werke sind auch in den Historischen Märschen von 1895 enthalten.

Den größten Erfolg hatte Ludwig Schlögel aber mit dem Marsch Wiener Schwalben op. 86, von dem Anfang der 1890er Jahre mehr als 200.000 Exemplare (!) verkauft wurden. Die erste Verlagsanzeige erschien in der Neuen Freien Presse vom 6. April 1890. Schlögel verwendet im Trio das melodiöse Couplet von Julius Stern „Wenn die Schwalben wieder kommen“. Der Titel des Marsches nimmt vermutlich Bezug auf den Kellnerklub der „Wiener Schwalben“, der in den Blumensälen in Wien durch mehrere Jahre hindurch seine Kostümfeste abhielt. Es gab aber auch einen humanitären Gesellschaftsklub „Wiener Schwalben“, der den Reinertrag seiner Feste zur Versorgung notleidender Kinder zur Verfügung stellte.
Die Wiener Schwalben sind in einer Neuausgabe bei den Walter Schwanzer Musikverlagen erschienen. Aufnahmen gibt es u. a. bei Spotify und YouTube. Auf YouTube ist auch eine interessante historische Aufnahme und eine Musikbox-Aufnahme verfügbar.
Literatur: Elisabeth Anzenberger-Ramminger, Friedrich Anzenberger und Walter Schwanzer, Märsche der k. u. k. Zeit. Von Achleitner bis Ziehrer, Rohrendorf bei Krems: Walter Schwanzer Musikverlage, 2004, S. 112-114.