Militärkapellmeister Josef Wiedemann kam am 26. Dezember 1828 in Quitkau (heute Kvítkov, Böhmen) bei Böhm. Leipa (heute Česká Lípa, Tschechische Republik) zur Welt. Seit 22. Juni 1848 war er beim Infanterie-Regiment Nr. 42; die Leitung der Regimentskapelle übernahm Wiedemann am 22. November 1854. Anders als die meisten seiner Kollegen, die oft rasch die Regimenter wechselten, um möglichst lange in großen Zentren der Monarchie bleiben zu können, verblieb Wiedemann mehr als vierzig Jahre (!) bis zu seiner Pensionierung am 1. Juni 1896 bei den „42ern“.
Josef Wiedemann war auch Gründungsmitglied des Militärkapellmeister-Pensionsvereines. Das Regiment war von 1866 bis 1871 in Wien stationiert und trat bei einer Vielzahl von privaten Konzerten und Tanzveranstaltungen auf. Er spielte mit seiner als „vorzüglich“ anerkannten Musikkapelle zahlreiche Konzerte im Kursalon in Wien, ebenso wie bei Festen im Volksgarten. Bei den Großkonzerten in der "Neuen Welt" in Hietzing spielte er oftmals gemeinsam mit der Strauss-Kapelle unter Josef und Eduard Strauss. Ob in den Sofien-Sälen, in Zögernitz‘ Casino, in Schwender‘s Colloseum, im Sperl oder im Dritten Kaffeehaus im Prater, die „42er“ waren in allen bekannten Wiener Konzert- und Vergnügungsstätten zu finden.
Wiedemanns Regimentsmusik hob den wohl berühmtesten Walzer von Johann Strauss Sohn aus der Taufe. Sie spielte bei der Uraufführung seinen Chorwalzer op. 314 An der schönen blauen Donau am 15. Februar 1867 bei der Faschings-Liedertafel des Wiener Männergesang-Vereins im Wiener Dianabadsaal unter der Leitung des Chormeisters Rudolf Weinwurm.
Anlässlich seiner Pensionierung 1896 wurde Josef Wiedemann mit dem "Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone" geehrt. Er starb am 3. September 1919 in Königliche Weinberge bei Prag (heute Praha-Vinohrady - Stadtteil von Prag).
Wiedemann hat vor allem Wiener Tanzmusik und Märsche geschaffen. Eine besondere Auszeichnung stellte die Aufnahme seines Wagramer Grenadier-Marsches op. 60 (früher auch Wagram-Marsch oder 42er Regimentsmarsch) in die offizielle Sammlung der Historischen Märsche des Kaiserhauses von 1895 dar. Er wurde zur Erinnerung an die Schlacht bei Wagram am 6. Juli 1809 komponiert und ist heute der offizielle Traditionsmarsch des Militärkommandos Wien. Umgangssprachlich wird er auch gerne als Gardemarsch (wegen der in Wien stationierten Gardemusik) bezeichnet.
Weitere Infos: Walter Schwanzer und Friedrich Anzenberger, Es blieb nur der Wagramer Grenadier-Marsch, Rohrendorf bei Krems, Walter Schwanzer Musikverlage.