Viktor Max Kosteletzky (Kostelecky, Kostelecki) wurde am 24. Februar 1851 in Jikov bei Nimburg an der Elbe in Böhmen (heute Nymburk, Tschechien) geboren. Die Erziehung erfolgte durch seinen Großvater Josef Kosteletzky, der Schuldirektor war. Sein Vater, ein Musikpädagoge, soll ihm den ersten Musikunterricht erteilt haben; er ist auch als Schüler des Prager Konservatoriums nachzuweisen.
Seine Kenntnisse müssen bereits beachtlich gewesen sein, als Kosteletzky am 1. Februar 1867 im Alter von 16 Jahren freiwillig als Primgeiger zum Infanterie-Regiment Nr. 41 in Czernowitz (damals Bukowina, heute Tscherniwzi in der Ukraine) gegangen ist. Kosteletzky konnte bei Bedarf auch auf verschiedenen Blasinstrumenten und als Schlagwerker eingesetzt werden. Weitere musikalische Ausbildung erhielt er durch den Militärkapellmeister der „41er“ Otto Wanisek.
Erhaltene Zeugnisse belegen, dass er während des Bosnien-Feldzuges 1878/79 die Kapelle seines Regiments in Abwesenheit des Kapellmeisters „zur vollen Zufriedenheit“ seiner Vorgesetzen geleitet hat.
Nach dem Tod von Otto Wanisek 1886 wurde er provisorischer Kapellmeister seines Regiments; in diesem Jahr legte Kosteletzky auch die Kapellmeisterprüfung am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ab. Mit Wirkung vom 1. Jänner 1887 wählte ihn das Offizierskorps einstimmig zum Kapellmeister der „41er“.
1901 erhielt er das Goldene Verdienstzeichen; viele andere Ehrengaben wie goldene und silberne Taktstöcke zeigen die hohe Wertschätzung, die er genoss. 1905 widmete er dem Regimentsinhaber Erzherzog Eugen einen Marsch, der am 27.4. beim Regimentsdinner uraufgeführt wurde und für den ihm der Erzherzog einen wertvollen Brillantring überreichte.
Am 24. Jänner 1907 berichtete die Bukowinaer Post über das "dreifache Jubiläum" des Kapellmeisters: 40 Jahre beim Militär, 20 Jahre Kapellmeister und 25 Jahre in Czernowitz und lobte die Leistungen von Viktor Kosteletzky.
1910 ging Kosteletzky in Pension. Sein Abschiedskonzert fand im Czeronwitzer Tagblatt vom 7. August 1910 besondere Erwähnung.
Während des Ersten Weltkrieges blieben die Zahlungen der Dienststelle in Wien durch Monate hindurch aus, was die in Czernowitz lebende Familie in arge wirtschaftliche Not stürzte. Kosteletzky soll hier aufgrund einer Notiz in seinem Personalakt im Jahre 1927 gestorben sein.
Im Gegensatz zu vielen anderen Militärkapellmeistern, die oft rasch die Regimenter wechselten, hielt Kosteletzky seinen „41ern“ durch 43 Jahre hindurch die Treue. Im Zeugnis der Musikverwaltung des Regiments wird ausdrücklich vermerkt, dass er in dieser langen Zeit nur ein einziges Mal krank war.
Weiter heißt es: „Während der ganzen Dienstzeit zeichnete sich Herr Kapellmeister Kosteletzky durch grossen Fleiss, unermüdlichen Diensteifer, Gewissenhaftigkeit und taktvolles Benehmen aus, erwarb sich demzufolge die Sympathien des Offizierskorps und war bis zum letzten Moment seiner Dienstleistung bestrebt, die ihm anvertraute Regimentsmusik, auf eine möglichst hohe künstlerische Stufe zu bringen. Auch trat Herr Kapellmeister Kosteletzky durch seine Kompositionen, die er größtenteils dem Regiment widmete, künstlerisch besonders hervor.“ (Personalakt des Militärkapellmeister-Pensionsvereines, Abt. Kriegsarchiv im Österreichischen Staatsarchiv, Wien).
Bereits um die Jahrhundertwende soll er 86 Werke geschrieben haben, vor allem Tanzmusik und Märsche, außerdem viele Arrangements für seine Kapelle. Namentlich bekannt ist neben dem schon erwähnten Erzherzog-Eugen-Marsch der Oberst Saracsin-Marsch, der Oberst Manolojvic-Marsch, der Oberst-Döller-Marsch und dem Oberst-Karl-Dworzak-Marsch auch die Polka Mazurka Das Leben ein Traum.
Kosteletzkys größter Erfolg wurde der Subaltern-Marsch, der auch Defilier-Marsch seines Regiments war. Der Wiener Musikverlag Kliment veröffentlichte ihn 1932 in einer Blasmusik-Ausgabe, 1938 auch für Salonorchester. „Subaltern“ war früher ein gängiges Wort für „untergeben“, in der Armee bezeichnete man damit die einfachen Soldaten.
Eine moderne Ausgabe für Blasorchester ist im Musikverlag Kliment in Wien erschienen. Es gibt mehrere Einspielungen in den Streaming-Diensten, etwa auf YouTube und auf Spotify.
Herzlicher Dank gilt Walter Schwanzer für die Noten aus seinem Archiv und für wertvolle Ergänzungen (www.schwanzer.at).
Literatur: Elisabeth Anzenberger, Friedrich Anzenberger und Walter Schwanzer, Märsche der K.u.K. Zeit, Rohrendorf bei Krems: Walter Schwanzer Musikverlage, 2004, S. 69f.