Johann Schrammel wurde am 22. Mai 1850 in der Wiener Vorstadt Neulerchenfeld geboren. Sein Vater Kaspar, der aus dem nördlichen Waldviertel stammte, war vom Beruf Weber; er soll ein guter Klarinettist gewesen sein.
Schrammel erhielt seinen ersten Geigenunterricht von Ernst Melzer, dem Primgeiger des Carl-Theaters. Bereits am 6. Jänner 1861 trat Johann gemeinsam mit seinem Vater, seinem Bruder Josef (1852-1895) und mit einem Verwandten als Quartett im Gasthaus „Zum goldenen Stuck“ in Wien mit großem Erfolg auf.
Von 1862-66 war Johann am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Violinschüler u. a. von Josef Hellmesberger; auch sein Bruder besuchte das Konservatorium. Schon in jungen Jahren wurde Johann Geiger im Harmonietheater und im Josefstädter Theater.
1866 rückte Johann Schrammel zur Musik des Wiener Traditionsregiments „Hoch- und Deutschmeister“ ein, wo er vier Jahre lang diente. Ab 1870 spielte er in der Salonkapelle Mangold.
1878 erfolgte auf Initiative seines Bruders Josef, ebenfalls ein Geiger, die Gründung eines Terzetts mit dem Kontragitarristen Anton Strohmayer. Ab 1879 soll dieses Ensemble gelegentlich durch den G-Klarinettisten Georg Dänzer erweitert worden sein; ab 1886 trat man ständig in Quartett-Formation auf. Ab 1891 wurde die G-Klarinette durch ein Akkordeon ersetzt; noch heute wird Schrammelmusik in dieser Besetzung gespielt.
Das Schrammelquartett gewann rasch an Beliebtheit und machte auch Gastspielreisen nach Deutschland und in viele Städte der Donaumonarchie; die Einladung zur Weltausstellung 1893 nach Chicago (wo auch Carl Michael Ziehrer große Erfolge feierte) mussten die Brüder Schrammel aber aus gesundheitlichen Gründen ablehnen, sodass Strohmayer und Dänzer mit zwei anderen Geigern fahren mussten. Dänzer starb auf der Rückreise, der zurückgebliebene Johann Schrammel starb am 17. Juni 1893 in Wien.
Das Schaffen von Johann Schrammel steht ebenso wie das seines Bruders im engen Zusammenhang mit seinem berühmt gewordenen Ensemble und konzentriert sich auf Lieder (´s Herz von an echten Weana), Tänze (Weana Gmüath war einer der am häufigsten gespielten Walzer der Deutschmeister-Kapelle unter Ziehrer) und Märsche (Wiener Künstler) sowie auf Bearbeitungen für Schrammelquartett.
Erfolgreichste Komposition war aber sein Marsch Wien bleibt Wien, der am 24. August 1886 erstmals in Wien bei einer Festveranstaltung erklang, bei der auch die Kapelle Fahrbach und die Hoch- und Deutschmeister unter Ziehrer spielten: Die Brüder Schrammel feierten das 25-Jahr-Jubiläum ihrer Musikertätigkeit. Im Trio des Marsches Wien bleibt Wien verwendete Johann Schrammel sein melodiöses Walzerlied ´s Herz von an echten Weana. Der Marsch Wien bleibt Wien ist "den lieben Wienern" gewidmet.
Heute ist dieser beliebte Marsch nicht nur in Schrammelquartett-Besetzung (YouTube-Link), sondern in vielen anderen Formationen, oft auch im Blasmusikarrangement zu hören.
Literatur: Elisabeth Anzenberger-Ramminger, Friedrich Anzenberger und Walter Schwanzer, Märsche der K.u.K. Zeit, Rohrendorf bei Krems: Walter Schwanzer Musikverlage, 2004, S. 119f.
Herzlichen Dank an Walter Schwanzer für wertvolle Infos zu diesem Beitrag!