Zum 125. Todestag von Militärkapellmeister Franz Scharoch

Franz Scharoch kam 1836 in Karlsburg in Siebenbürgen (Gyula Fehérvár; heute Alba Iulia, Rumänien) zur Welt. Er diente zunächst beim K.u.K. Infanterie-Regiment Nr. 6 vom 1. Juli 1851 bis zum 15. August 1864.


Am 16. August 1864 wurde er Militärkapellmeister bei den "72ern", die in Rendsburg (Schleswig), Wien, Preßburg (Pozsony, heute Bratislava), Cattaro (Dalmatien, heute Kotor), Zara (Dalmatien; heute Zadar) und Prag stationiert waren. Zahlreiche positive Presseberichte bestätigen die erfolgreiche Konzerttätigkeit der "72er", etwa bei den Auftritten in Bremen oder in Prag auf der Sophieninsel. Militärkapellmeister Scharoch führte auch anspruchsvolle Opernmusik und Symphonien auf. So begleiteten die Militärmusiker etwa 1873 in Pressburg die Pianistin "Frl. Tausig" beim 4. Klavierkonzert Beethoven und beim Klavierkonzert von Carl Maria von Weber; sie führten auch das schwierige "Tristan-Vorspiel" von Richard Wagner auf. Das Kontobuch des Militärkapellmeister-Pensionsvereines bestätigt durch relativ hohe Beträge in der Rubrik der "Musikproduktionen" ab den 1870er Jahren seine auch finanziell erfolgreiche Konzerttätigkeit.

 

Von Franz Scharoch sind u. a. folgende Märsche bekannt: Der wahrscheinlich Mitte der 1860er Jahre entstandene Concentrierung-Marsch, der dem Oberstinhaber Emil Freih. David von Rhonfeld gewidmete Marsch Zum Abmarsch aus dem Jahre 1890. Auch ein Walzer Bruder Lustig ist nachweisbar.


Sein erfolgreichstes Opus war aber der Lymfjord-Marsch op. 32, der an die Überfahrt des Infanterie-Regiments Nr. 72 in der 4. Infanterie-Brigade am 29. Juni 1864 über den Lymfjord (Nordjütland) im Feldzug gegen Dänemark erinnert. Er ist dem Regimentsinhaber (1876-1890) Joseph Freiherr Dormus von Kilianshausen gewidmet und hieß auch Dormus-Marsch oder 72er Regimentsmarsch.

 

Er ist ab den 1880er Jahren in vielen Konzertprogrammen zu finden. In den Historischen Märschen von 1895  (siehe unten) wurde dieser Marsch den "72ern" als offizieller Regimentsmarsch zugeordnet.

Scharochs aktiver Militärdienst ging am 31. Dezember 1898 zu Ende. Er starb nur wenige Monate später am 15. März 1899 in Mühldorf bei Spitz an der Donau in Niederösterreich. Das Kremser Volksblatt würdigte am 26. März 1899 in einem umfangreichen Nachruf die Verdienste von Militärkapellmeister Franz Scharoch. Er gehörte zur den wenigen Militärkapellmeistern, die mit dem Goldenen Verdienstkreuz ausgezeichnet worden waren. Man wies auch darauf hin, dass sein Dormus-Marsch “auf der ganzen Welt gespielt” wird.


Druckausgaben dieses Marsches gibt es im Wiener Musikverlag Kliment und im Adler-Musikverlag, Aufnahmen existieren (u. a.) in YouTube und Spotify, eingespielt von der Militärmusik Salzburg unter Hannes Apfolterer.

 

 

Literatur:
Historische Märsche und sonstige Compositionen für das kaiserliche und königliche Heer, Wien 1895, Faksimile-Nachdruck herausgegeben und kommentiert von Friedrich Anzenberger, Wien: Kliment, 2002, S. XVI, S. 255-263.
Elisabeth Anzenberger-Ramminger, Friedrich Anzenberger und Walter Schwanzer, Märsche der k. u. k. Zeit, Rohrendorf bei Krems: Walter Schwanzer Musikverlage, 2004, S. 110f.