Zum 175. Geburtstag von Militärkapellmeister Franz Rezek

Franz Rezek kam am Neujahrstag des Jahres 1847 in Diwischau bei Beneschau in Böhmen (heute Divišov im Bezirk Benešov in der Tschechischen Republik) nicht allzu weit von der Hauptstadt Prag zur Welt. Ausgebildet wurde er u. a. in Prag bei Prof. Moritz Mildner, dem Geigenlehrer des Konservatoriums.

 

Schon im Alter von 17 Jahren stellte man ihn an der Marienoper in Petersburg als Geiger an. 1865 kam er zum Militär und diente beim Feldjäger-Bataillon Nr. 18 und bei den Infanterie-Regimentern Nr. 20 und Nr. 9, wo er es bis zum Feldwebel brachte. Ab 1878 war er beim Infanterie-Regiment Nr. 14, dem Linzer Hausregiment aktiv, wo er auch als Solist auf mehreren Instrumenten (Violine, Flügelhorn, Zither) tätig war.

 

Mit 1. Juli 1882 übernahm Rezek die Kapellmeisterstelle bei den „14ern“. Er erteilte auch einem Mitglied des Kaiserhauses, dem Erzherzog Johann Salvator, Unterricht in Kompositionslehre und Flügelhornblasen und widmete ihm 1884 den Erzherzog Johann Salvator-Marsch. Johann Salvator bat 1889 um Entlassung aus dem Kaiserhaus und nannte sich Johann Orth, weil er eine nicht standesgemäße Ehe mit der Tänzerin Ludmilla („Milli“) Stubel anstrebte. Er durfte den Boden Österreich-Ungarns nicht mehr betreten und auch der ihm gewidmete Erzherzog Johann Salvator-Marsch durfte nicht mehr gespielt werden.

 

Mitte der 1890er Jahre konzertierte Rezek mit seiner Kapelle oft in Gries bei Bozen. Im Juni 1896 veranstaltete er zu Ehren von Carl Millöcker, der dort auf Kur war, zwei „Millöcker-Konzerte“. Am 1. Oktober 1901 kam das Regiment nach Bregenz. Rezek komponierte einen Bregenzer Einzugsmarsch, der bei seinem ersten Konzert in Bregenz uraufgeführt wurde. Für die Betriebsaufnahme der Bregenzerwaldbahn am 15. September 1902 schrieb er den Bregenzerwälder-Marsch.

 

Anfang April 1908 kamen die „14er“ nach Linz, wo Rezek bis zu seiner Pensionierung am 31. Mai 1911 diente. Durch seine erfolgreichen Konzerte war er bei Musikfreunden der oberösterreichischen Landeshauptstadt sehr beliebt. Hier entstanden u. a. auch sein Hessen-Marsch und der Marsch Hoch Linz!. Franz Rezek starb am 1. April 1912 im allgemeinen Krankenhaus in Linz; er fand am Linzer Barbara-Friedhof seine letzte Ruhestätte.

 

Franz Rezek war ein sehr fruchtbarer Komponist; in einem Werkverzeichnis seines Sohnes Hans Rezek sind insgesamt 327 Werke erfasst, darunter Ouvertüren, Walzer, Polkas, Gavotten, Konzertstücke. Am erfolgreichsten waren der Lahousen-Marsch (1898 für den Regimentskommandanten Wilhelm Lahousen Edler von Vivremont), der Generalstabsmarsch (dem österreichisch-ungarischen Generalstab gewidmet) und der Trauermarsch Zu Grabe.

 

Wie populär etwa Franz Rezeks Märsche waren, zeigt sich auch in einer der wenigen erhaltenen historischen Notensammlungen von Militärkapellen, dem Archiv der Musikkapelle des Bosnisch-herzegowinischen Infanterie-Regiments Nr. 4, wo er sogar mit sieben Märschen vertreten ist und hier nur mehr von einem Militärkapellmeisterkollegen, dem „Marschkönig“ Josef Franz Wagner übertroffen wurde.

 

Noch in der Nachkriegszeit wurden die Kompositionen von Franz Rezek gerne aufgeführt: Die Fachzeitschrift Österreichische Blasmusik schrieb 1959 „Wer kennt nicht den Lahousen-Marsch?“ Erich Schneider erwähnt 1986 in Blasmusik in Vorarlberg immerhin vierzehn in diesem Bundesland bekannte Werke von Rezek, darunter neben dem Bregenzer Einzugsmarsch und dem Bregenzer Abschiedsmarsch auch die Idylle für zwei Flügelhörner mit dem Titel Alpenklänge, die Schnellpolka Lustige Jäger und die vier Walzer Mit leichten Schwingen, Sphärenklänge, Gabrielen-Walzer und Melanie-Walzer.

 

In modernen Verlagsausgaben für Blasorchester erhältlich sind u. a. der Lahousen-Marsch (bei Kliment und Helbling), der Generalstabsmarsch (Kliment), der Kanonen-Marsch (Kliment), der Marsch Linz-Innsbruck (Schwanzer und Eigenverlag Susanne Zabl) und die Idylle für zwei Flügelhörner Alpenklänge (Kliment).

 

Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass sein Urenkel Thomas Doss heute ebenfalls ein sehr erfolgreicher Komponist ist.

 

Literatur (Auswahl): Elisabeth Anzenberger-Ramminger, Friedrich Anzenberger und Walter Schwanzer, Märsche der k. u. k. Zeit, Rohrendorf bei Krems: Walter Schwanzer Musikverlage, 2004, S. 105-107; Elisabeth Anzenberger-Ramminger, "Franz Rezek – Kapellmeister des Infanterie-Regiments Nr. 14", in: Alta Musica 34 (2016), S. 23-50.