Militärkapellmeister Wilhelm Pochmann - zum 75. Todestag

Wilhelm Pochmann kam am 29. Juli 1869 vermutlich in Morchenstein (heute Smržovka im Liberecký kraj in Tschechien) zur Welt.

 

Er wurde an der Orgelschule des Prager Konservatoriums bis 1888 ausgebildet und zwar zunächst als Musiklehrer und Dirigent von Gesangvereinen. 

 

1889 trat er freiwillig als Geiger, Flötist und Waldhornist in die Kapelle des K.u.K. Infanterie-Regiments Nr. 102  ein. Vom 1. Januar 1894 bis zum Ende der Monarchie war er Militärkapellmeister beim Infanterie-Regiment Nr.  74 (Foto oben).

 

Dem Militärkapellmeister-Lexikon von Damanski folgend, genoss Wilhelm Pochmann „durch seine vorzüglichen Qualifikationen Verehrung und Beliebtheit“. Seine Kapelle galt auch als fleißiger und beliebter Begleiter bei Virtuosenkonzerten.

 

Über Pochmanns Aktivitäten nach dem Ende der Donaumonarchie ist wenig bekannt. Er starb vor 75 Jahren, am 9. November 1947 in Zittau in Sachsen.

 

Wilhelm Pochmann hat vor allem Märsche geschrieben. Dem Infanterie-Regiment Nr. 102, wo er von 1889 bis 1893 gedient hatte, widmete er den Marsch Meergrasgrün, der auch der 102-er Defiliermarsch war (Abbildung). Der Titel nimmt Bezug auf die Egalisierungsfarbe des Regiments. Der Marsch erschien bei Ad. Ehrlich in Gablonz an der Neiße (heute Jablonec nad Nisou in der Tschechischen Republik).

 

1915 widmete Wilhelm Pochmann "der ruhmreichen 2. Armee" den Marsch der 2. Armee (Abbildung). Für die "74er", wo er nahezu ein Vierteljahrhundert Kapellmeister war, komponierte Pochmann den 74er Regimentsmarsch (Vorwärts mit frischem Mut), der auch Reichenberger Marsch genannt wurde. Er ist im Musikverlag Kliment erschienen, in YouTube ist auch eine Aufnahme zu hören. Von Pochmann stammt auch ein Varieté-Marsch und die Gavotte Volksgartenklänge. Außerdem hat er mehreren Offizieren seines Regiments Märsche gewidmet.

 

Quellen und Literatur (Auswahl): Josef Damański, Die Militärkapellmeister Österreich-Ungarns, Wien-Prag-Budapest 1904, S. 93 und S. 95; Nachlass Emil Rameis, Abt. Kriegsarchiv im Österreichischen Staatsarchiv in Wien, Signatur B/796:1, Fol. 715;  Fritz Rathner,  Die bewaffnete Macht Österreichs in ihren Märschen, Typoskript, Teil 3, S. 62, 102 und 116; Rudolf Stanek, "Wilhelm Pochmann - ein vielseitiger Musiker", Österreichische Blasmusik, Jg. 26 (1978), Heft 6, S. 3.

 

Herzlicher Dank gilt Herrn Prof. Walter Schwanzer (www.schwanzer.at) für die beiden Titelblätter aus seiner umfangreichen Sammlung!