Josef Klička - der letzte Militärkapellmeister der Donaumonarchie

Josef Klička kam am 10. November 1889 in Prag als Sohn eines Professors am Prager Konservatorium auf die Welt. Sein Vater war auch Inspektor der Musikanstalten des Königreichs Böhmen.

 

Klička studierte ab 1906 Orgel, Komposition und Dirigieren am Prager Konservatorium und schloss 1909 mit Auszeichnung ab.

 

Noch im selben Jahr trat er als Freiwilliger in das K.u.K. Infanterie-Regiment Nr. 102 ein, das in Prag in Garnison lag und spielte hier die kleine Trommel, ein Instrument, das er bereits am Konservatorium als Nebenfach studiert hatte.

 

Ab 1912 wurde Josef Klička als Nachfolger von Augustin Urban Militärkapellmeister beim Infanterie-Regiment Nr. 65 in Mischkolz in Ungarn (heute Miskolc). Das erste Foto zeigt ihn als jungen Militärkapellmeister dieses Regiments, das zweite mit seiner Kapelle.

 

Josef Klička hat für sein Regiment auch einige Märsche komponiert.

 

Namentlich bekannt sind der Erinnerungsmarsch op. 19, den er dem Regimentskommandanten Oberstleutnant (später Oberst) Karl von Müller zugeeignet hat und der an den tapferen Kampf des Regiments im August und September 1916 an der russischen Front erinnern sollte.

 

Ebenfalls für den Regimentskommandanten schrieb Klička den Möller-Marsch op. 20, der auch als 65er Regimentsmarsch bezeichnet wurde.

Zu Kriegsende 1918 war Josef Klička in Rumänien, deshalb meldete er sich zur rumänischen Armee als Militärkapellmeister (Foto).

 

Klička wirkte auch als Musikpädagoge in Rumänien, wurde Musikinspektor der Musikschulen in Siebenbürgen und dirigierte auch Zivilkapellen.

 

1947 kehrte er in seine Heimat zurück und leitete in Rumburk eine Musikschule.

 

1954 zog Klička nach Klatovy um, wo sein Vater ein Haus hatte, und war weiter als Musikpädagoge, Organist und Dirigent aktiv.

 

Am 5. September 1978 starb Josef Klička in Klatovy. Er war der letzte lebende Militärkapellmeister der Donaumonarchie, die er um 6 Jahrzehnte (!) überlebt hatte ...

 

In YouTube und in anderen Streamingdiensten gibt es mehrere Kompositionen für Orgel von Josef Klička, darunter die Konzertfantasie über den St. Wenzel-Choral op. 65 aus dem Jahr 1895, die er Camille Saint-Saens gewidmet hat.

 

Anmerkung: Die Informationen und die Abbildungen zur diesem Beitrag stammen vom mittlerweile leider bereits verstorbenen Prager Militärmusikforscher Bohumil Pešek. Er hatte Josef Klička wenige Jahre vor seinem Tod "entdeckt".