111 Jahre Kaiserschützen-Marsch von Rudolf Kummerer

Anlässlich des 70. Geburtstages von Rudolf Kummerer erschien in der Fachzeitschrift Österreichische Blasmusik eine umfangreiche Würdigung (Jg. 1, Heft 10, Dezember 1953, S. 125f.). Sie beginnt mit der Feststellung, dass es wohl in Österreich keine Kapelle gibt, die nicht den Kaiserschützen-Marsch spielt ...

 

Rudolf Kummerer kam am 27. Dezember 1883 in Flöhau bei Saaz in Böhmen (heute Blšany bei Žatec in der Tschechischen Republik) zur Welt. Er diente beim K.u.K. Infanterie-Regiment Nr. 35 in Pilsen heute (heute Plzeň) und beim K.u.K. Feldjäger-Bataillon Nr. 9 in Villach. Nach einer Tätigkeit als Kapellmeister und Musiklehrer ging er 1906 als Freiwilliger zu den Tiroler Kaiserjägern in Salzburg unter Militärkapellmeister Gustav Mahr. 1907 war er bei der Marktgemeinde Hofgastein angestellt, bald darauf war er Gemeindesekretär und Kapellmeister in Ramingstein.

 

1909 wurde Rudolf Kummerer musikalischer Leiter der Musik des "Landesschützen-Regiment Bozen II"; diese Funktion bei den ursprünglich als reine Blechblas-Musiken geschaffenen Schützenregimentern bezeichnete man nicht als Militärkapellmeister, sondern als "Feldwebel-Musikdirigent". Militärisch hatte Kummerer den Rang eines "Oberjägers". 1917 wurden die Schützen-Regimenter offiziell in Kaiserschützen-Regimenter umbenannt; diese Bezeichnung dürfte aber schon vorher üblich gewesen sein.

 

Am 7. Mai 1909 fand am Waltherplatz (zeitgenössische Abbildung siehe oben) in Bozen das erste Konzert der - wie die Zeitungen berichteten - 64 Mann starken "Kaiserschützenkapelle" statt. Dieses festliche Abendkonzert fand im Rahmen des in Bozen veranstalteten großen Preisschießens der österreichischen Gebirgsregimenter statt. Der Marsch hatte ungeheuren Erfolg und musste wiederholt werden. Er wurde auch - was damals absolut unüblich war - auf Regimentskosten gedruckt und an alle 110 Musikkapellen der damaligen Truppenkörper der Donaumonarchie sowohl für Blas- als auch für Streichorchester versendet.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg war Rudolf Kummerer u. a. Sekretär der Gemeinde Feldkirchen in Kärnten, wo er auch die Stadtkapelle Feldkirchen gründete. Er war auch organisatorisch tätig und gründete den 1927 den "Verband der Nicht- und Nebenberufsmusiker Kärntens" und gab eine eigene Fachzeitschrift heraus. Von seinen weiteren Kompositionen war auch der Gendarmerie-Marsch sehr erfolgreich.

 

1948 unternahm Rudolf Kummerer bereits den ersten Versuch, eine "Arbeitsgemeinschaft der Blaskapellen Österreichs" zu schaffen. Bei der Gründungssitzung der "Arbeitsgemeinschaft der Blasmusik-Landesverbände" - aus der später der Österreichische Blasmusikverband hervorging - am 4. März 1951 in Innsbruck war Rudolf Kummerer dabei. Er war auch der erste Landeskapellmeister des 1951 gegründeten Kärntner Blasmusikverbandes.

 

Kummerer verbrachte seinen Lebensabend in Spittal an der Drau und starb dort am 15. August 1961. Der Kärntner Blasmusikverband schuf 2018 in Anerkennung seiner Verdienste einen "Rudolf-Kummerer-Würdigungspreis".