125 Jahre Kaiserjägermusik

Mit 25. April 1895 wurde das bisherige Tiroler Jägerregiment „Kaiser“ in vier Tiroler Kaiserjäger-Regimenter umgewandelt, von denen jedes eine Musik in der Stärke und Besetzung einer Musik eines Infanterie-Regiments hatte. Die Soldaten trugen eine Jäger-Uniform mit grauen Waffenröcken mit grasgrünen Aufschlägen und einen Jägerhut mit Federbusch. Auf dem Bandelier (der Schärpe) des Regimentstambours war an der Stelle der silberbeschlagenen Trommelschläge als Emblem ein Jägerhorn angebracht - die Kaiserjäger hatten ja keine Kompagnie-Tamboure, sondern nur Hornisten.

 

Während bei anderen Truppenkörpern wie der Infanterie oder der Kavallerie der Kaiser nur beim jeweiligen Regiment mit der Nummer 1 der Regimentsinhaber war und die folgenden Nummern hochgestellten Persönlichkeiten befreundeter Länder vorbehalten war, firmierte der Kaiser bei allen vier Kaiserregimentern als Inhaber, daher auch der Name. Die Kaiserjäger galten auch als Elitetruppe der Armee, bei der auch Mitglieder des Kaiserhauses gerne dienten.

 

Die Aufstellung der vier Musikkapellen in Wien, Linz, Trient (heute Trento, Italien) und Innsbruck gehörte zu den Kuriosa der K. u. K. Militärmusik, denn: Sie wurden nicht nur vor dem offiziellen, oben genannten Termin aufgestellt, sie konzertierten auch schon Wochen (!) vor der Schaffung der eigentlichen Kaiserjäger-Regimenter. Ganz fleißig war man in Wien, wo die Kapelle schon im Jänner 1895 „zu concertiren in der Lage“ war. Auch in der Linzer Tagespost schrieb am am 12. Jänner 1895, dass die Leute bereits zur Musik eingerückt sind und man am 17. März 1895 schon das erste Konzert durchführte, bei dem eine Komposition des Kapellmeisters Gabriel Schebek, Gruß der Tiroler Jäger an Linz, uraufgeführt wurde. Die Kaiserjägermusik in Trient gab es ebenfalls deutlich früher und auch in Innsbruck konzertierte die Kapelle erstmals am 31. März 1895. Das Tiroler Tagblatt schrieb am 2. April 1895, dass die Musik bereits vor drei Monaten aufgestellt wurde …

 

Jedes der vier Regimenter hatte ein eigenes Signal; oben ist das Regimentssignal der 1. Tiroler Kaiserjäger-Regiments abgebildet.  Noch heute erinnert eine Anzahl schöner Militärmärsche an die früher sehr populären Regimentskapellen der Kaiserjäger. Dazu zählt der Tiroler Adler  (früher Erzherzog Ferdinand Karl Marsch) von Rudolf Achleitner und sein Seyffertitz-Marsch ebenso wie Hoch Tirol und der Andreas-Hofer-Marsch von Gustav Mahr.

 

Sicherlich mit Abstand populärste Komposition der Kaiserjäger ist der Marsch Mir sein die Kaiserjager op. 42 von Karl Mühlberger (siehe Foto) mit der Triomelodie von Max Depolo. Ihm wurde bereits zum 75. Todestag hier ein Beitrag gewidmet.

 

Sein hohes Ansehen zeigt auch der Wunsch von Kaiser Franz Joseph I., dass Mühlberger mit seiner Regimentsmusik 1908 zu seinem 60-jährigen Regierungsjubiläum nach Wien und zu seinem 80. Geburtstag 1910 nach Bad Ischl beordert wurde.

 

Den Kaiserjägern unter Kapellmeister Karl Mühlberger war es auch vorbehalten, das letzte Militärkonzert der Monarchie am Sonntag, den 20. Oktober 1918, im K. u. K. Hofgarten in Innsbruck als Militär-Wohltätigkeitskonzert zugunsten der Innsbrucker Soldatenheime zu spielen. Dieses Konzert wurde übrigens 100 Jahre danach nur wenige Meter vom ursprünglichen Ort im Rahmen der Innsbrucker Promenadenkonzerte in der Kaiserlichen Hofburg von der Stadtmusik Landeck unter Helmut Schmid mit der Moderation von Friedrich Anzenberger „nachgestellt“ ...

 

Interessenten sei der Beitrag von Elisabeth Anzenberger-Ramminger, „Die Regimentsmusiken der Tiroler Kaiserjäger und ihre Kapellmeister von 1895 bis 1918“, Alta Musica, Bd. 24 (Tutzing 2003), S. 163-191, empfohlen. In diesem Artikel sind alle Kapellmeister der Kaiserjäger mit Kurzbiographien und mit den wichtigsten Kompositionen zu finden. Es ist dies die Druckfassung eines Vortrags, der 2002 beim Kongress der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Blasmusik in Lana (Südtirol gehalten wurde. Ebenfalls empfehlenswert ist das Heft Es blieb nur der Kaiserjägermarsch von Friedrich Anzenberger und Walter Schwanzer über Karl Mühlberger.