Adrian Theodor Christoph, der letzte österreichische Marinekapellmeister - zum 80. Todestag

Adrian Theodor Christoph (in manchen Quellen auch "Theodor Adrian Christoph" oder "Theodor Christoph") kam am 14. August 1872 in Odessa (damals Russland, heute Ukraine) zur Welt. Nach den Informationen bei Joseph Damanski absolvierte er das Wiener Konservatorium als Schüler von Josef Hellmesberger sen. und jun. sowie Robert Fuchs, Ludwig und Proßnitz "mit glänzendem Erfolge". Vom 12. Oktober 1891 bis Ende Dezember 1894 diente er freiwillig beim Infanterie-Regiment Nr. 49 .

 

Seine Laufbahn als Militärkapellmeister begann am 1. Jänner 1895 bei den "44ern".  Mit Jahresbeginn 1899 trat er zum Infanterie-Regiment Nr. 27 in Laibach (heut Ljubljana, Slowenien; siehe Foto ganz unten) in gleicher Funktion über, wo er sehr erfolgreich tätig war. Hier wirkte er als Musiker der Philharmonischen Gesellschaft, veranstaltete symphonische Konzerte mit seiner Musikkapelle und erhielt dafür hervorragende Kritiken.  

 

Ab 15. Oktober 1912 war Adrian Theodor Christoph Militärkapellmeister beim den "39ern". Zu Beginn des Ersten Weltkrieges trat er auch als Dirigent des "Ziehrer-Orchesters" (siehe Abbildung unten) in Wien auf, das im Herbst 1914 gegründet wurde.

 

 

Am 1. April 1917 trat Christoph in Pola in Istrien (heute Pula, Kroatien) seine Stelle als "Kapellmeister in Seiner Majestät Kriegs-Marine zu Land und zu See" an. Diese Position beim "k. u. k. Matrosen-Korps" galt einst als einer der besten für Militärkapellmeister in der ganzen Armee.

 

Pola war seit 1850 der Hauptkriegshafen der österreichisch-ungarischen Armee mit einem stark besetzten Orchester, da von hier die Musikabteilungen für die Kriegsschiffe gestellt werden mussten; der Marinekapellmeister blieb jedoch immer in Pola. Auftritte der Marinekapelle unter seiner Leitung sind u. a. auch im Stephaniesaal in Graz nachweisbar.

 

Nach dem Ende der Donaumonarchie und der Beendigung seiner Tätigkeit als Marinekapellmeister in Pola dirigierte Adrian Theodor Christoph in den späten 1920er und in den 1930er Jahren das Wiener Symphonieorchester (siehe Abbildung unten), das auch im noch jungen Österreichischen Rundfunk (RAVAG) zu hören war. Mit dem Symphonieorchester (seit 1933 "Wiener Symphoniker") trat er auch als Solobratschist auf.

 

 Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges verlieren sich die Spuren von Adrian Theodor Christoph, er soll 1941 - vor 80 Jahren - in Wien verstorben sein.

 

Adrian Theodor Christoph hat nach Joseph Damanski Kirchenmusik, Lieder, Tänze und Märsche komponiert. Namentlich überliefert ist sein Württemberg-Huldigungs-Marsch zur Erinnerung an den Herzog von Württemberg, der während seiner Tätigkeit beim Infanterie-Regiment Nr. 27 entstand, seine Albrecht-Hymne für Erzherzog Albrecht als Kapellmeister beim Infanterie-Regiment Erzherzog Albrecht Nr. 44, und die Polonaise Herzens-Kur  für den Ball des Weißen Kreuzes in Wien im Jahr 1914.

 

Christoph erhielt zahlreiche Auszeichnungen, die auf eine sehr erfolgreiche Laufbahn als Digirent schließen lassen, darunter auch das "Königlich Bayerische Militärverdienstkreuz I. Klasse".

 

Quellen und Literatur (Auswahl):

Josef Damanski, Die Militärkapellmeister Österreich-Ungarns, Wien-Prag-Budapest 1904, S. 46f.

[Wiener] Fremden-Blatt  vom 31.7.1915

Grazer Mittags-Zeitung  vom 18.4.1918

"Grund- und Contobuch des Militärkapellmeister-Pensions-Vereins", Grundbuch Band III, Pag. 101, Contobuch Band III, Pag. 101f.; Abt. Kriegsarchiv im Österreichischen Staatsarchiv Wien

Nachlass Emil Rameis, Signatur B/769, Abt. Kriegsarchiv im Österreichischen Staatsarchiv Wien

Friedrich Anzenberger, "Adrian Theodor Christoph - der letzte österr. Marinekapellmeister", Österreichische Blasmusik, Jg. 42, Heft 5 (Juni 1994), S. 6

Primož Kuret, "Militärkapellen in Ljubljana" (https://hippocampus.si/ISSN/2712-3987/22-2015/2712-3987.11(22)228-235, abgerufen am 11.12.2021)